Waldluft: Medizin zum Atmen

Das Waldluft gesund ist, wird schon seit langer Zeit vermutet und behauptet. 2004 konnten Wissenschaftler in einem medizinischen Experiment die wohltuende Auswirkung des sogenannten Waldbadens auch wissenschaftlich beweisen. Das Spazierengehen im Wald fördert die Entstehung von drei unterschiedlichen Anti-Krebs-Proteinen und unterstützt die Bildung von hohen Mengen der natürlichen Killerzellen. Die Killerzellen sind dafür verantwortlich, uns vor Viren zu schützen und bekämpfen außerdem bösartige Krebszellen. Bereits ein ganzer Tag im Wald führt zu einem Anstieg der natürlichen Killerzellen um fast 40 %. Diese Wirkung hält sogar sieben Tage lang an. Ein ausgiebiger Spaziergang lässt die Anzahl der Killerzellen somit regelrecht in die Höhe schnellen. Die Frage, die sich viele Forscher nun natürlich stellen ist, was diese heilsame Wirkung der Waldluft ausmacht. Ist es die saubere Luft? Oder sind es vielleicht die aromatischen Stoffe, nach denen der Wald so herrlich duftet?

Bei jedem Atemzug im Wald atmen wir einen bunten Cocktail aus bioaktiven Substanzen ein, die von den Bäumen und Pflanzen an die Luft abgegeben werden und wunderbar riechen. Das aromatische Gemisch ist eigentlich Teil der pflanzlichen Kommunikation. Über die gasförmigen Substanzen, die unterschiedliche Bedeutungen haben, tauschen sich die Gewächse aus und informieren sich gegenseitig über schädliche Organismen. Diese Substanzen gehören in die Stoffgruppe der sogenannten Terpene. Um die Wirkung der Terpene zu überprüfen, haben Forscher ein ausgeklügeltes Experiment durchgeführt. Sie luden Versuchspersonen zu einer Hotelübernachtung ein. Die Hälfte der Teilnehmer schlief in einem Zimmer mit einem versteckten Duftzerstäuber, der über die Nacht hinweg die Luft mit Terpenen anreicherte. Die anderen schliefen mit gewöhnlicher Luft. Die Blutabnahme zeigte ein bahnbrechendes Ergebnis: Terpene haben eine faszinierende Wirkung auf unser Immunsystem. Die Teilnehmer, die nachts Terpene einatmeten, hatten eine deutliche Steigerung von Aktivität und Anzahl der natürlichen Killerzellen. Terpene gelangen zum Großteil über die Lunge in unser Blutkreislaufsystem und erreichen so Zellen und Organe. Im Gehirn führen sie dazu, dass gesundheitsförderliche Neurotransmitter und Hormone ausgeschüttet werden. Sie stärken die Abwehrkräfte, wirken sich positiv auf den Blutzuckerspiegel aus, senken den Blutdruck und reduzieren Stresshormone. Als besonders wirksame Terpene haben sich Limonene und Pinene gezeigt. Nach Regen und Nebel und vor allem im Sommer ist die Konzentration der Terpene im Wald am höchsten.

 

(Quelle: Johanne Holzberger, Bildquelle: Pixabay )